Durch die riesigen Fensterscheiben ihres Praxisraumes sieht man vor allem Blätter. Viele Blätter. Und zwei knorrige Baumstämme. Hier in der Villa Metta in Südfrankreich hat die 43jährige Manuela Peverelli ihre Heimat gefunden. Ela, wie sie in Frankreich genannt wird bietet jedoch auch nach wie vor Kurse in der Schweiz und Online an. Neu ist die Zusammenarbeit mit Corina Dettling. Auffallend an Manuela: Wenn sie spricht, lachen ihre Augen.
Du bist Meditations- und Yogalehrerin. Mit Corina zusammen bietest du neu einen Meditationsworkshop an. Worum geht es da?
«Meditieren heisst unter anderen, kultivieren was dienlich ist und loslassen was hinderlich ist. Es geht grundsätzlich immer um das Erkennen des Geistes, also alles, was innerlich so vor sich geht. Erst wenn ich Einsicht in den Geist habe, kann ich blockierende Anteile, wie zum Beispiel Selbstzweifel, den inneren Kritiker oder Angst vor dem Gesehen werden, erkennen und folglich damit arbeiten.
Ein Aspekt der Meditation ist es zudem, die innere Gestaltungskraft zu nutzen - zum Beispiel das Kultivieren von Dankbarkeit. Der ungeschulte Geist ist oft negativ gefärbt, der Fokus ist auf dem Unerledigten und dem Mangel (an mir selbst, dem anderen oder den Umständen). Wir haben jedoch die Möglichkeit, den Geist bewusst auszurichten und das Leben mit all seinen Herausforderungen in seiner Fülle und Schönheit zu betrachten»
Meditation kann dabei helfen?
«Die Fertigkeit zu erkennen, was für Muster man hat und in seinen Beziehungen auslebt, kann man auch ohne Meditation erlangen. Aber Meditation unterstützt das Erkennen seiner selbst sicherlich sehr. Letztlich geht es darum ob ich mein Interesse auf das was im Aussen liegt, also auf dem was um mich herum passiert oder nach innen, auf die da laufenden Prozesse, lenke. Entscheidend ist dafür, ob es mich überhaupt interessiert was in meinem Geist so abläuft. Dieses Interesse wird häufig erst dann wach, wenn da ein bestimmter Leidensdruck vorhanden ist. Beispielsweise in einer Krise.»
Wo gab es denn bei Dir diesen «Leidensdruck»?
«Meine Geschichte war nicht immer einfach. Ich war kein unbeschwertes Kind, ich war voll von Ängsten und Zwängen. Aufgewachsen bin ich in der Enge einer religiösen Gemeinschaft die aber in gewisser Weise gleichzeitig auch Sicherheit bedeutete. Ich habe mich da oft als von Gott bestraft gefühlt. Als meine Eltern diese religiöse Gemeinschaft verlassen haben als ich ungefähr 13 Jahre alt war, war ich innerlich völlig haltlos. Alles, was mir vermittelt worden war über Richtig und Falsch, galt so plötzlich nicht mehr. Ich war also noch sehr jung, als mich meine erste tiefe Sinnkrise erreichte. Es folgten Jahre des Suchens und Ausprobierens. Dazu gehörte auch der Konsum von Drogen, die mir zwar überirdische Erfahrungen ermöglichten, aber keine anhaltende Erfüllung brachten. Ich war getrieben von der Neugier, zu wissen was uns Menschen steuert und so fing ich an in meinem eigenen Bewusstsein zu forschen. Ich begann sehr viel zu lesen und realisierte bald, dass ich in den fernöstlichen Weisheiten mehr Antworten finden würde, als was ich vom Westen kannte. Die Wahl meines Erstberufes als Psychiatriepflegefachfrau geschah wohl unbewusst in der Hoffnung die Psyche mehr zu verstehen. Zu dieser Zeit im 2002 – als ich 20 war – fand ich auf dem Land eher zufällig als absichtlich bei einer Lehrerin zum Yoga, die vor allem mit uns atmete und meditierte. Ihre Erscheinung hat mich von Anfang an fasziniert. Sie wirkte so frei und rein und ich wusste, dass sie etwas besass, von dem ich mehr wollte. Das war mein erster Beweggrund um nach Indien zu reisen. Dort eröffnete sich mir eine völlig neue Welt an gelebter Spiritualität. Neu war vor allem auch das Rituelle. Was mir nun in anderer Form wieder begegnete, ich jedoch aus meiner Kindheit in religiösem Kontext bereits kannte, war die Praxis der Hingabe. Ich realisierte, dass es zwar viele Namen für Gott, Krishna, Shiva, Brahman, etc. geben mag, aber die Erfahrung der Ganzheit und Erfüllung für mich identisch war.
Der Liebe wegen zog ich wenig später aus dem sehr ländlichen Zürcher Unterland nach Taipeh in ein Apartment in einem Hochhaus an einer vierspurigen Hauptstrasse, wo wir nicht mal die Fenster öffnen konnten. Es waren düstere und einsame Monate und ich war einmal mehr mit meiner Abscheu gegen das Leben und mich selbst konfrontiert. Aber genau da am absoluten Tiefpunkt, in dieser schrecklichen Wohnung stiess ich im Bücherregal meines Partners auf das bekannte Buch von Jack Kornfield (A path with heart), dem buddhistischen Psychotherapeuten. Er zählt zu den weltweit anerkanntesten Vermittlern von buddhistischem Gedankengut für den westlichen Alltag. Und von da an galt mein Interesse eigentlich nichts anderem mehr und so flog ich kurz darauf nach Südthailand um in einem Waldkloster mein erstes Schweigeretreat zu absolvieren.
Über ein Jahrzehnt habe ich danach jeden Winter in Asien in verschiedenen Klöstern und Ashrams verbracht. Mein Geld habe ich in den Sommermonaten als Yogalehrerin und mit Einsätzen in als Psychiatriepflegefachfrau verdient. Seit 2008 unterrichte ich Yoga und im Jahr 2014 hat mich mein damaliger Vipassanalehrer in Thailand ermutigt, das Erkannte auch an andere weiterzugeben und Meditation zu unterrichten.
Selbstverständlich lerne ich ständig dazu und erkenne immer noch mehr Zusammenhänge. 2018 habe ich eine Ausbildung in essentieller Psychotherapie begonnen und bilde mich da nach wie vor weiter. Da vereint sich fernöstliches und westliches Wissen um die Gesundung der Psyche und die Befreiung des Geistes. Quasi eine Brücke zwischen den beiden Welten, die mir einzeln so vertraut waren»
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Corina?
«Corina hat in ihrer Praxis als Hormoncoach immer wieder Anfragen von Frauen in den Wechseljahren. Diese wollen zuhause meditieren, wissen aber nicht richtig, wie sie das angehen sollen. Corina besuchte vor längerer Zeit einen meiner Workshops und hat mich deshalb kürzlich angefragt, ob ich bereit wäre, ein Kurs zum Aufbau einer Selbstpraxis zusammenzustellen. So haben wir uns gefunden.»
Was können Frauen, welche zu Dir kommen, erwarten?
«Ich ermutige alle Menschen, sich dem Leben «unzensuriert» auszusetzen und vollkommen im Kontakt zu sein mit dem, was wir unmittelbar erleben. Dazu gehört auch alles, was uns Angst macht oder wir als unangenehm oder gar schmerzhaft erleben, wie zum Beispiel das Älterwerden oder Verlusterlebnisse. Was man sich daraus versprechen darf ist insgesamt mehr Erfahrungstiefe, mehr Lebendigkeit, einen Zuwachs an (Selbst-) Mitgefühl und Liebesfähigkeit in all unseren Beziehungen. Die Meditation dient uns in grossem Masse auch dazu, unser Unterscheidungsvermögen zu verfeinern um uns immer mehr intuitiv darauf verlassen zu können; Wann ist es weise, etwas geschehen zu lassen und wann gilt es zu handeln? Wann gilt es zu schweigen und wann gilt es bewusst zu antworten? Was ist zwar kurzzeitig ein willkommenes Vergnügen/Genuss wird mir oder jemandem anderen nachhaltig jedoch schaden? Was ist heilsam und was bringt mehr Unfrieden, Abspaltung oder Verwirrung in diese Welt?
Die Kraft einer Gemeinschaft in einem solchen Kurs hilft sicherlich dabei, dran zu bleiben, auch wenn mal die Motivation oder die Klarheit fehlt.
«In der Meditationspraxis ergründen wir die machtvollen und hilfreichen Werkzeuge des Geistes, die uns in allen Lebenslagen verlässlich zur Verfügung stehen.»
Erfahre mehr über den Meditationskurs von Manuela
der am 5. Januar starten wird.
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